Langzeitbelichtung mit und ohne ND-Filter

Autor Backpackerbuddies Flo
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geschrieben von Flo

Über mich

Was die Verschlusszeit einer Kamera ist haben wir dir bereits in unserem Blogpost Fotografie Tipps: ISO, Blende und Verschlusszeit erklärt. Bei einer Verschluss- bzw. Belichtungszeit von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten spricht man in der Fotografie von einer Langzeitbelichtung. In diesem Blogpost erklären wir dir die Langzeitbelichtung anhand verschiedener Anwendungsbeispiele. Zuerst geht es aber um die sogenannten ND-Filter und darum, wann diese zum Einsatz kommen. Los geht’s!
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Was sind ND-Filter und wozu braucht man sie?

ND-Filter ist die Kurzform für Neutraldichtefilter – auch Neutralfilter oder Graufilter genannt. Genau genommen sind ND-Filter nichts anderes als dunkles, getöntes Glas, das man vor dem Objektiv einer Kamera anbringen kann. Da bei Verschlusszeiten von einigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten ein Foto in den meisten Fällen stark überbelichtet wird, muss man auf eine manuelle Art der Abdunkelung zurückgreifen. Mit Hilfe von dunklem Glas – den ND-Filtern – wird der Lichteinfall auf den Sensor der Kamera reduziert und das aufgenommene Foto wird entsprechend dunkler und ist nun nicht mehr überbelichtet. Vor Allem tagsüber sind ND-Filter für Langzeitbelichtungen unverzichtbar. Es gibt bestimmte Motive, die sich besonders gut für eine Langzeitbelichtung eignen, da mit einer langen Verschlusszeit ein besonders schöner Effekt erzielt werden kann. Welche Motive das sind, dazu kommen wir gleich.

Langzeitbelichtung
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Welche ND-Filter Größe ist die richtige?

ND-Filter gibt es in verschiedenen Größen, also mit verschiedenen Filterdurchmessern, da nicht alle Objektive den gleichen Durchmesser haben. Anstatt sich aber für jedes Objektiv ein separates ND-Filterset zuzulegen, empfehlen wir dir, ein Filterset mit dem Durchmesser deines größten Objektives zu kaufen. Um die (zu) großen ND-Filter dann auch an kleineren Objektiven nutzen zu können, solltest du dir sogenannte Filterringe zulegen. Der ND-Filter wird dann einfach auf den Filterring geschraubt, der wiederum auf das Objektiv geschraubt wird. Auf diese Weise sparst du einerseits Geld bei der Anschaffung und andererseits Gewicht auf Reisen.

Um herauszufinden, in welcher Größe du ein Filterset kaufen solltest, schau dir einfach die Spezifikationen deiner Objektive an.

Unser Tipp: Schau dir am besten auch direkt die Spezifikationen der Objektive an, die du dir in Zukunft zulegen möchtest, um nicht nach einiger Zeit schon wieder neue Filter kaufen zu müssen, falls die Objektive größere Filterdurchmesser haben.

Welche ND-Filter Stärke braucht man?

ND-Filter gibt es nicht nur in verschiedenen Größen, sondern auch in verschiedenen Stärken, die den Lichteinfall entsprechend unterschiedlich stark verringern. Leider gibt es keine einheitliche Bezeichnung für die verschiedenen Stärken von ND-Filtern. Die verschiedenen Hersteller entscheiden selber, welche Bezeichnung sie nutzen wollen. Üblicherweise werden die Stärken aber in einem der folgenden Formate angegeben:

1) Verlängerungsfaktor: Die von Herstellern oft gewählte Angabe des Verlängerungsfaktors sagt aus, wie oft sich die Belichtungszeit mit dem entsprechenden Filter vervielfacht. Hat ein ND-Filter beispielsweise die Stärke bzw. den Verlängerungsfaktor x8, dann verlängert sich die Belichtungszeit mit diesem Filter auf das 8-fache der Belichtungszeit ohne Filter, um ein gleich belichtetes Foto zu erhalten. Angenommen die Belichtungszeit ohne ND-Filter beträgt 1 Sekunde, dann beträgt sie mit einem Filter der Stärke x8 nun 8 Sekunden, damit das Foto gleich hell ist.

Üblicherweise findet man ND-Filter der Stärken x2, x4, x8, x16, x32, x64, x128, x250, x500 und x1000.

2) Neutraldichte: Die Neutraldichte ist ebenfalls eine von Herstellern häufig gewählte Art der Stärkenangabe von ND-Filtern. Dabei wird die Stärke in 0,3er-Schritten angegeben, die im Grunde das gleiche Aussagen, wie der Verlängerungsfaktor.

0,3 entspricht demnach dem Verlängerungsfaktor x2, 1,5 entspricht x32 und 3,0 entspricht x1000.

3) Blende: Die Angabe der Blende ist eher unüblich, wird von einigen Herstellern trotzdem als Stärkenangabe gewählt. Auch die Angabe der Blende kann man ganz einfach auf den Verlängerungsfaktor umrechnen, indem man die angegebene Anzahl an Blenden an den Verlängerungsfaktoren abzählt.

Die Angabe „+1 Blenden“ entspricht also dem Verlängerungsfaktor x2 und die Angabe „+4 Blenden“ dem Faktor x16.

Es ist also völlig egal, welche Art der Angabe ein Hersteller wählt, da sie alle den gleichen Hintergrund haben.

Jetzt fragst du dich sicher, welche Stärken du überhaupt benötigst, oder? Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man mit einer Kombination aus Filtern der Stärke x8, x64 und x1000 quasi für jede Situation gewappnet ist. Die meisten Fotografen werden das so unterschreiben. Möchtest du dich nur für einen Filter entscheiden, dann solltest du die goldene Mitte, also x64 wählen.

Neben den klassischen Stärken gibt es auch die sogenannten variablen ND-Filter, die man durch einfaches Drehen stufenlos abdunkeln oder aufhellen kann. Wir haben einen solchen variablen Filter bereits getestet und sind alles andere als überzeugt. Die Qualität dieser Filter kommt bei weitem nicht an die klassischen Filter heran. Bedenke, dass du mit einem ND-Filter ein zusätzliches Glas vor dein Objektiv schraubst. Ein noch so teures Objektiv mit dem am besten verarbeiteten Glas bringt dir nichts, wenn der Filter von schlechter Qualität ist. Damit kommen wir auch schon zum nächsten Abschnitt…

Qualitätsmerkmale von ND-Filtern

Genau wie bei Objektiven gibt es auch bei ND-Filtern teils erhebliche Unterschiede in der Qualität. Die folgenden Qualitätsmerkmale halten wir für besonders wichtig.

1) Die Bauhöhe

ND-Filter gibt in unterschiedlichen Bauhöhen. Das bedeutet, dass die Dicke des Glases sich teilweise deutlich unterscheidet. Je dünner ein Filter, desto hochwertiger und teurer ist er üblicherweise. Mit dickeren Filtern kann es besonders bei Weitwinkelobjektiven zu Problemen kommen. Die Ecken der Fotos können damit unter Umständen sehr dunkel bis schwarz werden und eine Rundung aufweisen. Mit sogenannten Slim-Filtern kann dieses Problem meist vollständig vermieden werden.

Wir würden uns grundsätzlich immer für Slim-Filter entscheiden, da wir gerne auf extra Glas verzichten und keine unschönen Ecken auf unseren Fotos sehen wollen.

2) Glasqualität und Vergütung

Neben der Bauhöhe sind Glasqualität und Vergütung die wohl wichtigsten Qualitätsmerkmale von ND-Filtern. Wie bereits erwähnt, bringt das beste Glas im Objektiv nichts, wenn minderwertiges Glas davor geschraubt wird. Über die Glasart findet man in den allermeisten Fällen keine Angabe, weshalb man sich hier am Kaufpreis orientieren muss. Ist ein Filter besonders günstig ist es unwahrscheinlich, dass hochwertiges Glas verarbeitet wurde.

Die Vergütung der Filter dient dazu, unschöne Spiegelungen auf ein Minimum zu reduzieren. Mehrfach vergütete Filter sind dabei die beste Wahl, da mehrere Schichten des Vergütungsmaterials auf den Filter aufgetragen werden.

ND-Filter Kaufempfehlung

Wir haben uns für das ND-Filterset HAIDA Slim PRO II entschieden. Mit ihrer dünnen Bauhöhe und einer achtfachen Vergütung sind die Filter eine erstklassige Wahl. Das Set besteht aus drei Filtern der Stärken x8, x64 und x1000 und kann wegen der zusätzlichen Frontgewinde super einfach ineinander verschraubt und verstaut werden. Außerdem können die Filter so auch zeitgleich verwendet werden, um eine noch stärkere Abdunkelung zu erreichen, wenn nötig. Die Filter sind kratz- und staubfest und liefern wirklich hervorragende Ergebnisse. Mit einem Preis von knapp über 100 Euro für das gesamte Set – bei einem Durchmesser von 72mm – sind die Filter auch vergleichsweise günstig. Eine absolute Kaufempfehlung!

Die richtige Verschlusszeit je nach ND-Filter finden

Damit du nicht den ganzen Tag damit verbringen musst, nach der richtigen Verschlusszeit für ein korrekt belichtetes Foto zu suchen, haben wir dir eine kleine Übersicht erstellt. In dieser Übersicht findest du die Belichtungszeiten je nach ND-Filter Stärke und Ausgangsbelichtungszeit.

ND Filter Übersicht
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Anwendungsbeispiele für Langzeitbelichtung

Jetzt kommen wir zu den verschiedenen Anwendungsbeispielen für eine Langzeitbelichtung.

Wichtig: Für Fotos mit Langzeitbelichtung ist ein Stativ unbedingt notwendig, damit die Fotos nicht verwackeln. Außerdem empfehlen wir, einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser der Kamera zu benutzen.

Wir nutzen das Rollei Compact Traveller No. 1 Carbon Stativ und die Sony RMT-DSLR2 Fernbedienung und können beide Produkte absolut empfehlen!

Wasserfälle fotografieren

Wasserfälle sind sowas wie der Klassiker unter den Motiven, die immer wieder mit einer Langzeitbelichtung aufgenommen werden. Jede Wette, du hast schon mindestens einmal ein Foto von einem Wasserfall gesehen, dass mit einer Langzeitbelichtung aufgenommen wurde! Wieso sich gerade Wasserfälle – und Wasser im Allgemeinen – besonders gut für lange Belichtungen eignen, ist ganz simpel: Wasser ist ständig in Bewegung. Grundsätzlich macht eine Langzeitbelichtung nämlich nur Sinn, wenn irgendetwas auf dem Foto in Bewegung ist. Fotografierst du einen Wasserfall mit einer Verschlusszeit von 1/50 Sekunde, dann wird die Bewegung des Wassers auch nur 1/50 Sekunde lang aufgenommen. Für das menschliche Auge sieht der Wasserfall dann fast genauso aus, wie wir ihn auch in Wirklichkeit wahrnehmen.

Erhöhst du die Verschlusszeit auf beispielsweise 0,4 Sekunden, dann wird der Wasserfall über einen Zeitraum von 0,4 Sekunden fotografiert. Das Wasser legt in dieser Zeit einen deutlich weiteren Weg zurück und der Wasserfall scheint auf dem Foto regelrecht zu fließen. Auf diesen beiden Foto kannst du den Unterschied von 1/50 zu 0,4 Sekunden erkennen.

Fotografie Verschlusszeit einfach erklärt
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Die Verschlusszeit kannst du beliebig verlängern, um den fließenden Effekt entsprechend zu verstärken. Dieses Foto haben wir zum Beispiel über einen Zeitraum von 1,6 Sekunden belichtet. Ich musste währenddessen besonders still halten, um auf dem Foto nicht auch zu verschwimmen.
Langzeitbelichtung Wasserfall
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Lichtstreifen von Autos fotografieren

Ein weiteres beliebtes Motiv für Langzeitbelichtungen sind die Lichter von fahrenden Autos bei Nacht. Während bei einer Aufnahme von 1/60 Sekunde die Autos noch klar und scharf zu erkennen sind, kann man bei einer Belichtung von 1/3 Sekunde schon sehen, dass die Autos und die Autolichter langsam anfangen zu verschwimmen.

Belichtungszeit 1-60 Sekunde
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Belichtungszeit 1-3 Sekunde
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Die optimale Belichtungszeit, um die Lichtstreifen von Autos zu fotografieren, gibt es nicht. Je nach Geschwindigkeit der Autos sollten zwischen 3 und 10 Sekunden allerdings ausreichen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Belichtungszeit 10 Sekunden
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Dieses Foto haben wir mit einer Langzeitbelichtung von 10 Sekunden aufgenommen. Die Autos waren mit etwa 100 km/h auf einer Autobahn unterwegs.

Milchstraße fotografieren

Die Langzeitbelichtung eignet sich auch super, um die Milchstraße und Sterne im Allgemeinen zu fotografieren. Da nachts kaum natürliches Licht vorhanden ist um die Fotos auszuleuchten, kann auch ohne ND-Filter problemlos lange belichtet werden. Je nach Dauer der Belichtung erscheinen die Sterne auf dem Foto entweder als Punkte, so wie wir sie auch in Wirklichkeit am Himmel sehen, oder als lange Striche bis hin zu einem kompletten „Sternkreis“. Leider konnten wir bisher keine Fotos von Sternen oder der Milchstraße auf unseren Reisen aufnehmen, weshalb wir Stockfotos zur Veranschaulichung verwenden. Wir werden sie durch eigene Fotos ersetzen, sobald wir welche aufgenommen haben!

Milchstraße
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Sternkreis
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Landschaften fotografieren

Typischerweise bewegt sich in Landschaftsaufnahmen das Motiv nicht. Ein Element kann sich allerdings sehr wohl bewegen und mit einer Langzeitbelichtung noch einmal deutlich interessanter aussehen: Wolken.

Wenn Wolken am Himmel schnell vorbeiziehen, kann mit einer Belichtungszeit von ein paar Sekunden ein ganz anderes Bild entstehen, als mit beispielsweise 1/125 Sekunde. Das Foto sieht sofort weichgezeichneter und märchenhafter aus.

Landschaft fotografieren
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Landschaft fotografieren Langzeitbelichtung
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Diese Fotos haben wir mit 1 Sekunde bzw. 13 Sekunden Verschlusszeit aufgenommen. Erkennst du den Unterschied in den Wolken?

Mit Licht auf Fotos zeichnen

Ein letztes Beispiel für Langzeitbelichtung, das wir dir vorstellen wollen, ist das Zeichnen mit Licht auf Fotos. Bei einer Langzeitbelichtung von mehreren Sekunden kannst du eine Lichtquelle, wie zum Beispiel die Taschenlampe deines Handys, benutzen, um einen Namen oder ein Symbol in die Luft zu zeichnen. Je nachdem wie still du stehst, erscheinst du entweder auch im Bild oder man sieht nur deine Zeichnung. Da deine Kamera das Foto über einen längeren Zeitraum aufnimmt, erscheint das Licht ständig an einer anderen Stelle im Foto und es ergeben sich Lichtstreifen ähnlich wie die der Autos.

Mit Licht zeichnen
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Wir hoffen, dass du in diesem Blogpost etwas Neues lernen konntest und freuen uns über jedes Foto, dass du uns zuschickst, in dem du unsere Tipps angewandt hast!
Safe Travels
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