Kaffeeanbau in Kolumbien – Ein Besuch auf der Kaffeeplantage
geschrieben von Isabelle
Wir haben einen Tag auf einer Kaffeefarm im berühmten Kaffeedreieck Kolumbiens verbringen dürfen. Hier geben wir dir einen Einblick darüber, wo dein Kaffee herkommt, wie er produziert wird und woran du gute Kaffeebohnen erkennst.
Folge uns
von Isabelle
Wissenswertes über kolumbianischen Kaffee
Welche Kaffeeart wächst in Kolumbien?
Weltweit werden zwei Kaffeearten am Häufigsten angebaut und konsumiert: Robusta und Arabica. Aus diesen zwei Kaffeepflanzen werden anschließend unzählige verschiedene Kaffeesorten hergestellt. Diese Kaffeesorten unterscheiden sich in ihrem Anbaugebiet und den Anbaubedingungen, sowie in der Verarbeitung und Röstung.
In Kolumbien wachsen ausschließlich Arabica Bohnen (Coffea arabica). Das liegt ganz einfach daran, dass Arabica Bohnen nicht im Flachland wachsen, sondern in höheren Lagen bei niedrigeren Temperaturen. Robusta Bohnen (Coffea canephora) sind unempfindlicher im Anbau, können auch höhere Temperaturen vertragen und werden deswegen gerne auch im Flachland angebaut. In Brasilien wachsen zum Beispiel hauptsächlich Robusta Bohnen.
Was zeichnet den Kaffee in Kolumbien aus?
Wir haben schon verraten, dass der Arabica Kaffee in Kolumbien in höheren Lagen wächst. Und genau das zeichnet ihn auch aus! Die meisten Kaffeeplantagen liegen im berühmten Kaffeedreieck Kolumbiens auf ca. 1.500 bis 2.000 Metern Höhe. Das milde Klima und die Höhe stellen optimale Anbaubedingungen für die empfindliche Arabica Bohne dar. Die Region wurde 2011 sogar zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt.
Die kolumbianischen Kaffeesorten zeichnet besonders der milde, leicht säuerliche, fruchtige Geschmack aus. Die Spezialitäten Kaffeesorten schmecken leicht nach Karamell und Schokolade und sind niemals bitter.
Wir werden später noch darauf eingehen, welche verschiedenen Qualitätsstufen es gibt und wie sich der Geschmack unterscheidet.
Besuch einer Kaffeefarm in Kolumbien
Im Januar 2020 haben wir einen Tag lang auf einer Kaffeefarm verbracht. Bereits vor unserer Kolumbienreise wussten wir, dass wir unbedingt eine solche Tour machen wollen, um endlich mit eigenen Augen zu sehen, wo unser Kaffee eigentlich herkommt.
Welche Kaffeetour empfehlen wir?
Anbieter für Kaffeetouren gibt es im Kaffeedreieck, auch Eje Cafetero genannt, wie Sand am Meer. Für welchen Touranbieter soll man sich also entscheiden?
Nach einiger Recherche sind wir auf die WakeCup Tour vom Veranstalter Experiencia Cafetera gestoßen. Die Tour hat fast ausschließlich hervorragende Bewertungen. Besonders gefallen hat uns die Option, eine Privattour machen zu können. Normalerweise nehmen an einer Tour ca. 10 Personen teil. Die Tour dauert etwa 7 Stunden und kostet 150.000 COP (umgerechnet 40 Euro) pro Person. Eine Privattour kostet 250.000 COP (umgerechnet 67 Euro) pro Person. Der Aufschlag war es uns auf jeden Fall wert und wir würden ihn immer wieder gerne bezahlen.
Die Tour startet im kleinen Dorf Pijao inmitten der Zona Cafetera. Der süße Ort ist an sich schon total sehenswert. Mit einem Jeep fährt man mit seinem Guide ca. eine halbe Stunde durch die atemberaubende Landschaft, bis man schließlich an der Kaffeefarm von Kaffeebauer Leo ankommt. Er lebt dort mit seiner Familie inmitten der wunderschönen Natur, umgegeben von seinen zigtausenden Kaffeesträuchern. Leo produziert nicht nur Kaffee für den Export, sondern hat auch seine eigene Kaffeemarke, die er stolz und exklusiv auf seiner Farm verkauft.
Wir können die WakeCup Tour uneingeschränkt empfehlen. Es war einer der besten Ausflüge, die wir jemals unternommen haben. Besonders gefallen hat uns, dass es keine Massentourismus-Tour ist. Es wird die ungefilterte Wahrheit über den Anbau und die Herstellung von Kaffee gezeigt, mit ganz viel Liebe zum Detail. Übrigens, wir wurden nicht gesponsored und haben die Tour komplett selbst bezahlt. Es ist wirklich eine Herzensempfehlung.
DU WILLST MEHR INSPIRATION?
Dann melde dich einfach zu unserem kostenlosen Newsletter an und du erhältst unsere besten Fototipps, Updates und Reiseinspiration noch vor allen anderen – natürlich kostenlos und jederzeit abbestellbar.
Maximal einmal pro Woche – ohne nervige Dauerwerbung!
Wie wird Kaffee angebaut und geerntet?
Kommen wir zum spannenden Teil: wie wird eigentlich der Kaffee, den wir täglich trinken, angebaut? Wie wachsen die Kaffeepflanzen und wie wird aus der Bohne am Strauch letztendlich die Kaffeebohne, die in unsere Kaffeemaschine wandert?
Zugegeben, vor der Kaffeetour in Kolumbien wussten wir nicht einmal, wie eine Kaffeepflanze wirklich aussieht. Seit der Kaffeetour haben wir einen ganz anderen Blick auf das beliebte Heißgetränk.
Kaffeebohnen wachsen an Sträuchern. Die Arabica Bohne wächst am besten im Schatten. Deswegen wachsen auf der Kaffeeplantage, die wir besucht haben, auch schattenspendende Bananenbäume um die Kaffeepflanzen herum. Geerntet wird zweimal im Jahr, zwischen März und Juni sowie zwischen September und Dezember. Jeder Erntehelfer pflückt dabei bis zu 70 kg Kaffeebohnen pro Tag.
Nach der Ernte werden die einzelnen Bohnen alle per Hand sortiert! Dabei gibt es verschiedene Methoden, die guten von den schlechten Bohnen zu trennen. Wir möchten an dieser Stelle nicht alles verraten und dich lieber dazu motivieren, es dir mit eigenen Augen anzugucken. Fakt ist aber, dass die Kaffeeproduktion pure Handarbeit ist. Wir durften auf der Kaffeetour sogar selbst einige Bohnen sortieren. Dabei gilt es, die roten, reifen und unbeschädigten Bohnen von den grünen, überreifen und kaputten Bohnen zu trennen. Nachdem die Bohnen sortiert wurden, trennen sich die Wege ihrer Verarbeitung. Die nächsten Schritte, die wir weiter unten beschreiben, sind neben der Bohne selber ebenfalls entscheidend für die finale Qualität des Kaffees.
Welche Kaffee Qualitätsstufen gibt es?
Wie bereits beschrieben, erfolgt die Sortierung der Kaffeebohnen per Hand. Anschließend unterscheidet sich die weitere Verarbeitung der Bohnen, je nachdem, für welche Qualitätsstufe der Kaffee am Ende vorgesehen ist.
Nur die allerbesten Bohnen der Ernte werden für den sogenannten Specialty Coffee verwendet. Der Specialty Coffee unterteilt sich in drei Sorten namens “washed”, “honey” und “natural”. Alle drei Sorten entsprechen der höchsten Qualitätsstufe, die ein Kaffee erreichen kann. Besonders erwähnenswert ist dabei die Sorte “natural”, denn diese Bohne sieht anders aus, als die klassischen Kaffeebohnen. Das liegt daran, dass sie ungeschält getrocknet und geröstet wird. Du erhältst also die gesamte Kaffeefrucht!
Die zweitbeste Qualität wird für den Export in andere Länder verwendet. Ja, du liest richtig! Auch wir in Deutschland bekommen nicht den allerfeinsten Kaffee, sondern nur die zweite Wahl der Bohnen. Wir konnten es auch nicht glauben, als wir es gehört haben. Jedoch konnten wir mit eigenen Augen sehen, wie die minderwertigen Bohnen in den Sack kamen, der für den Export bestimmt war. Minderwertig bedeutet dabei hohle, unreife oder überreife Bohnen. Du kannst dir jetzt vielleicht ansatzweise vorstellen, wie gut der Speciality Coffee erst schmeckt, wenn die “guten Bohnen aus Kolumbien”, die wir in Deutschland kaufen, nur zweite Wahl sind.
Die dritte und schlechteste Qualitätsstufe wird von den Kaffeebauern Pasilla genannt. Diese Kaffeebohnen sind eigentlich Abfall und nur die Reste, die beim Aussortieren der Bohnen übrig bleiben. Dennoch wird der Pasilla Kaffee nicht weggeworfen, sondern ebenfalls verwendet. So traurig es auch ist, aber diese Kaffeesorte bleibt in Kolumbien und wird von den meisten Einheimischen getrunken. Es kann dir also durchaus passieren, dass du an den Straßenständen oder im Hotel nur Pasilla vorgesetzt bekommst.
Aber woraus genau ergeben sich die enormen Qualitätsunterschiede und wie wird denn jetzt aus der Bohne letztendlich unser abgepackter Kaffee?
Verarbeitung der Kaffeebohnen
Nachdem die Bohnen fein säuberlich sortiert wurden, muss als nächstes die Schale der Früchte entfernt werden. Beim Speciality Coffee passiert dies mit einer kleinen Maschine, die per Hand angekurbelt wird. Lediglich die Sorte “natural” des Specialty Coffees bleibt ungeschält!
Die Export und Pasilla Bohnen werden mit einer motorbetriebenen Maschine geschält. Nachdem die Schale entfernt wurde, fermentieren die Bohnen für etwa einen Tag und werden anschließend getrocknet.
Die Specialty Bohnen werden auf dem Flachdach der Kaffeefarm in der Sonne getrocknet, was mehrere Tage dauert. Die Bohnen für den Export und der Pasilla hingegen werden in einer Art Ofen getrocknet, was wesentlich schneller geht. Dieser Produktionsschritt alleine macht später schon einen riesigen Unterschied im Geschmack aus!
Nach der Trocknung werden die Export und Pasilla Bohnen erneut von Hand sortiert. Bislang waren diese nämlich gemischt. Nun gilt es, die größten und ganzen Bohnen von den kleinen und gebrochenen Bohnen zu trennen. Du kannst dir vorstellen, welche Bohnen am Ende nur noch für Pasilla verwendet werden. Wir möchten hier nochmal betonen, dass dies ebenfalls alles per Hand gemacht wird.
Wenn alle Bohnen getrocknet und sortiert sind, werden sie in große 70 kg Säcke abgefüllt, wo sie etwa sechs Monate lang gelagert werden müssen, um ihr volles Aroma zu entfalten. Die Sorte “natural” wird sogar ein ganzes Jahr gelagert.
Die Röstung ist dann die Krönung des Prozesses. Wusstest du, dass besonders gute Kaffeesorten nicht geröstet, sondern gebacken werden? Wir waren auch ziemlich überrascht, spricht man in Deutschland doch so oft von einer besonders guten Röstung. Bei den Speciality Coffee Sorten passiert das noch vor Ort auf der Kaffeefarm. Die Export und Pasilla Bohnen werden ungeröstet an einen Kaffeehändler in der Region verkauft, der diese wiederum an die großen Labels oder kleine Kaffeeröstereien im Ausland verkauft.
Woran erkennst du guten Kaffee?
Nachdem du nun weißt, wo sich in der Kaffeeproduktion die Spreu vom Weizen trennt, fällt es dir vielleicht leichter, den guten vom schlechten Kaffee zu unterscheiden. Wir haben ein paar Tipps für dich, wie du zum Kaffeekenner wirst und bereits beim Anblick der Bohnen weißt, ob der Kaffee gut ist oder dir nur minderwertiger Kaffee angedreht wird. Diese Tipps kommen vom Kaffeebauern höchstpersönlich!
Gute Kaffeebohnen erkennst du an den folgenden Kriterien:
- Die Bohnen sind groß, nicht gebrochen und haben alle ungefähr die gleiche Größe.
- Die Bohnen haben eine kräftige und intensive Farbe, wie Schokolade, dürfen jedoch auch nicht zu dunkel sein.
- Wenn du die Bohnen ins Licht hältst, müssen sie matt sein und nicht glänzen.
Schlechte Kaffeebohnen erkennst du an diesen Kriterien:
- Die Bohnen sind sehr klein, teilweise gebrochen und in der Größe unterschiedlich.
- Die Bohnen sind fast schwarz, was auf eine zu starke Röstung und Verbrennung hindeutet oder die Bohnen sind sehr hell, was auf eine unreife Ernte hindeutet.
- Wenn du die Bohnen ins Licht hältst, glänzen sie. Der Glanz deutet darauf hin, dass in der Verarbeitung bereits zu viel Öl aus der Bohne ausgetreten ist. Dieses Öl soll allerdings erst beim Kaffeebrühen austreten.
Fazit zur Kaffeeproduktion und Kaffeetour in Kolumbien
Damit ist der Prozess der Kaffeeherstellung so kurz wie möglich beschrieben. Auf der Kaffeetour erfährst du natürlich noch viel mehr Details, siehst alles mit eigenen Augen und lernst auch, wie du den Kaffee am Ende am besten zubereitest. Denn auch bei der Zubereitung gibt es kleine, aber feine Unterschiede.
Wir können es nur jedem ans Herz legen, eine Kaffeetour in Kolumbien zu machen. Wir haben jetzt ein komplett anderes Bild von Kaffee und wissen es noch mehr zu schätzen, ihn fast täglich zu trinken. Außerdem fühlen wir uns jetzt schon ein wenig wie kleine Kaffeekenner und greifen demnächst im Supermarkt ganz bestimmt nicht mehr nach den nächstbesten Bohnen.
DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN
Fehler: Kein Feed gefunden.
Bitte geh zur Instagram-Feed-Einstellungsseite, um einen Feed zu erstellen.
0 Kommentare