Wie gefährlich ist Reisen in Kolumbien?
geschrieben von Flo
Als wir Familie und Freunden von unserer geplanten Reise nach Kolumbien erzählt haben, waren die Reaktionen oft dieselben und haben sich in etwa so angehört: „Kolumbien? Das ist doch total gefährlich, ihr seid verrückt!“ Wir würden lügen, wenn wir sagen, wir hätten vor unserer Kolumbienreise keinerlei Bedenken wegen der Sicherheit gehabt. Wie sicher wir uns in den zwei Monaten, die wir in Kolumbien verbracht haben, gefühlt haben und ob es dort zu brenzligen Situationen gekommen ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Folge uns
von Flo
Wenn wir eine Sache nicht ausstehen können, dann sind das Vorurteile und Verallgemeinerungen von ethnischen Gruppen. Nicht alle Deutschen essen ständig Sauerkraut und laufen in Lederhosen rum, nicht alle Franzosen essen täglich drei Baguettes und nicht alle Kolumbianer sind kriminell und gefährlich. Oft ist sogar das genaue Gegenteil der Fall. Oder wie oft seht ihr Deutsche in Lederhosen auf der Straße, wenn nicht gerade Oktoberfest in München ist? Uns ist es daher sehr wichtig, uns ein eigenes Bild von einem Land und seinen Einwohnern zu machen und anhand unserer persönlichen Erfahrungen eine Einschätzung treffen zu können.
Noch eine Sache vorab: Wir wurden in Kolumbien nicht überfallen oder ausgeraubt. Aber selbst wenn uns etwas in der Art passiert wäre, würden wir nicht das ganze Land verurteilen, sondern die einzelne Person.
Aber wieso wird Kolumbien überhaupt so oft mit Gefahr für Reisende und Urlauber in Verbindung gebracht? Das liegt wohl an der anderen Sache, die oft mit Kolumbien in Verbindung gebracht wird und die mit Gewalt und Kriminalität eng verbunden ist: Kokain. Zwischen 1958 und 2012 sind immerhin über 200.000 Menschen in Kolumbiens Drogenkrieg umgekommen. Dass Kolumbien daraufhin als sehr gefährlich für Reisende eingeschätzt wurde, liegt auf der Hand. Allerdings hat sich das Land im Norden Südamerikas in den letzten Jahren einem extremen Wandel unterzogen und gehört mittlerweile zu den Top Destinationen für Backpacker und Urlauber zugleich. Daher ist es umso wichtiger zu wissen, wie gefährlich Kolumbien heutzutage ist und nicht wie gefährlich es einst war.
Gefährliche Regionen in Kolumbien
Tatsächlich können auch heutzutage noch nicht alle Teile des Landes gefahrlos bereist werden. Welche Regionen du auf deiner Reise besser meiden solltest, findest du immer aktuell auf der Seite des Auswärtigen Amtes.
Besonders von Reisen in den Osten Kolumbiens wird abgeraten. Auch sollte das Gebiet an der Grenze zu Venezuela sowie der ganz südliche Teil des Landes besser gemieden werden. Bei einer Fläche, die dreimal der Größe von Deutschland entspricht, bleibt natürlich noch genug von Kolumbien übrig, dass du guten Gewissens bereisen kannst.
Gefährliche Städte in Kolumbien
Wir haben keine der Städte, die wir bereist haben, als besonders gefährlich im Vergleich zu den anderen ausmachen können – abgesehen von Barranquilla. Allerdings müssen wir hier dazusagen, dass wir dummerweise ein Hotel in einem der schlechtesten Viertel von Barranquilla gebucht haben: Soledad. Dieser Fehler ist uns passiert, da wir unsere Unterkunft in Barranquilla bereits Monate im Voraus von Deutschland aus gebucht hatten. Wir wollten unbedingt den Karneval in Barranquilla miterleben und haben uns nicht darüber informiert, in welchem Stadtteil das Hotel unserer Wahl eigentlich steht. So ein Fehler passiert uns garantiert nie wieder! Bei unserem zweiten Aufenthalt in Barranquilla einige Wochen später haben wir uns sehr wohl gefühlt, da wir in einer sehr schönen Gegend im Norden der Stadt untergekommen sind.
Grundsätzlich würden wir daher sagen, dass es bei den bekannten Städten, in denen man Urlaub in Kolumbien macht, nicht auf die Stadt selber, sondern auf das Stadtviertel ankommt. Eine Faustregel, an die wir uns in Kolumbien und anderen südamerikanischen Ländern zukünftig halten werden, ist: Meide die Viertel in Flughafennähe. Die oftmals ärmlichen Verhältnisse, in denen die Menschen dort leben, bringen leider automatisch mehr Kriminalität mit sich.
In den kleinen Dörfern, wie Salento oder Pijao, haben wir uns nie unsicher gefühlt. Wir empfanden die kleinen Ortschaften Kolumbiens als sehr idyllisch und sicher. Schlechte Stadtteile gibt es dort erst gar nicht.
Unsere Erfahrungen in Soledad, Barranquilla
Vielleicht fragst du dich jetzt, wieso wir Soledad als so gefährlich wahrgenommen haben. Das wollen wir dir gerne beantworten: Angefangen hat es damit, dass wir bei unserer Ankunft in Barranquilla lange keinen Taxifahrer gefunden haben, der bereit war, uns in diesen Stadtteil zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch gedacht, dass die Taxifahrer einfach keine Lust haben, eine solche Entfernung zurückzulegen.
Als wir endlich einen bereitwilligen Fahrer gefunden haben, konnten wir beim Blick aus dem Fenster des Taxis miterleben, wie sich das Stadtbild von Barranquilla nach und nach immer mehr zum Negativen verändert hat. Aus großen Supermärkten wurden unheimliche Ramschläden, aus belebten Gegenden wurden Menschenleere und aus normalen Straßen wurden staubige Schotterpisten. Spätestens da war uns klar: Hier stimmt irgendwas nicht!
Unser Hotel stach extrem aus seiner Umgebung hervor. Es war das einzige Gebäude im ganzen Stadtteil, das ansatzweise modern aussah. Als wir endlich unser Zimmer beziehen konnten, haben wir sofort gegooglet, wo wir da gelandet sind. Die Ergebnisse haben uns nicht sehr viel Hoffnung auf einen schönen Aufenthalt gemacht. Alle zwei Tage ein Mord auf offener Straße und viel Kriminalität. Leider haben wir kein einziges Foto aufnehmen können, um dir einen Eindruck zu vermitteln, weil wir das Hotel nie mit Technik oder viel Geld in der Tasche verlassen haben. Die einzigen Wege, die wir überhaupt zu Fuß zurückgelegt haben, waren die zum Supermarkt und zur Bank. Und das auch nur, weil wir mussten. Für unseren Tagesausflug zum Karneval im Norden der Stadt haben wir ein Taxi direkt vor das Hotel bestellt. Abends ein Taxi zu finden, das uns im Dunkeln zu unserem Hotel zurückfährt, hat sich als sehr schwer erwiesen. Letzten Endes haben wir glücklicherweise noch einen Fahrer gefunden, die uns gefahren hat – zwar komplett entnervt, aber das war uns ziemlich egal. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit in unserem Stadtviertel angekommen sind, kam es zum wohl unschönsten und gefährlichsten Moment unserer Reise durch Kolumbien: Unser Taxi wurde in der Dunkelheit von 3 Männern angehalten. Einer von ihnen hatte sogar ein Gewehr in der Hand und unser Herz ist uns förmlich aus der Brust gesprungen. Als wir nach dem kurzen aber großen Schock dann festgestellt haben, dass es sich um drei verkleidete Karnevalisten handelt und das Gewehr nur eine Attrappe und Teil des Kostüms ist, waren wir unendlich erleichtert. Sie wollten einfach nur Narrenzoll von unserem Fahrer. Ja, auch in Kolumbien gibt es Narrenzoll!
Unser „gefährlichster“ Moment in Kolumbien war also in Wirklichkeit eine friedliche Karnevalsfeier!
Gefährliche Tageszeiten in Kolumbien
Wie du dir sicher vorstellen kannst, finden die meisten Raubüberfälle und sonstigen Straftaten in Kolumbien im Dunkeln statt. Das macht natürlich Sinn, wenn man als Dieb unerkannt bleiben will. Tagsüber kommt es meist nur zu harmlosen Taschendiebstählen, die natürlich auch sehr ärgerlich sind, aber definitiv besser zu verkraften, als ein bewaffneter Raubüberfall.
Wir haben uns draußen fast nie im Dunkeln aufgehalten. Falls es sich nicht vermeiden ließ, zum Beispiel für ein Abendessen oder kurze Wege zum Supermarkt, haben wir entweder ein Uber oder DiDi genommen oder haben uns möglichst zielstrebig und unauffällig bewegt. In Kolumbien gibt es das schöne Sprichwort „No dar papaya“. Wörtlich übersetzt bedeutet das „Gib keine Papaya“, denn wo es Papaya gibt, wird es immer jemanden geben, der sie sich nimmt. Sinngemäß soll das heißen, dass du dich in keine Situationen bringst, in denen sich jemand an dir bereichern kann, sprich: keine Wertsachen zeigen und dich am besten auch nicht als „Gringo“ (Europäer) outen, indem du dich lautstark unterhältst und so auf dich aufmerksam machst.
Die Dämmerung der frühen Abend- oder Morgenstunden ist ebenfalls nicht die beste Zeit, sich auf der Straße herumzutreiben. Am sichersten ist und bleibt es tagsüber, wenn viele Menschen unterwegs sind und du in der Masse untergehst. Nur auf Taschendiebe musst du dann natürlich besonders Acht geben.
Gefährliche Situationen in Kolumbien erkennen
Am besten ist es, du erkennst potenziell gefährliche Situationen schon, bevor sie sich überhaupt entfalten können.
Uns wurde immer wieder gesagt, dass wir auf Motorräder mit männlichem Fahrer und Beifahrer achten sollen. Oft springt der Beifahrer schnell vom Motorrad auf den Gehweg, raubt jemanden mit einer Waffe aus und verschwindet dann mit seinem Partner auf Nimmerwiedersehen.
Ebenfalls ratsam ist es, unauffällig die Straßenseite zu wechseln, wenn du ein schlechtes Bauchgefühl hast. Oft sieht man den Kriminellen nämlich schon an, auf was sie aus sind. Sie schauen sich meist nervös um, damit sie sicherstellen können, dass keine Polizei in der Nähe ist. Solltest du dir einmal unsicher sein, ob dein Bauchgefühl richtig oder falsch ist, ist es immer besser, einmal übervorsichtig zu sein, als einmal nicht vorsichtig genug.
Sollte es trotz Vorsichtsmaßnahmen zu einem Raubüberfall kommen, ist eine Sache unbedingt zu beachten: setze dich nicht zur Wehr! Wir können wirklich nicht stark genug betonen, wie wichtig es ist, sich nicht zu wehren. Kein Handy, kein Geld und kein Schmuck der Welt ist es wert, dafür zu sterben. Leider kommt es in Kolumbien immer wieder zu Überfällen, bei denen Opfer sterben, weil sie um ihr Handy oder ähnliches gekämpft haben. Bleibt einfach ruhig, händigt dem Räuber eure Wertsachen aus und ruft anschließend die Polizei. Die werden zwar im Normalfall nichts für dich tun (können), aber es ist immer besser, eine Anzeige aufzugeben. So kannst du im Notfall nachweisen, dass du tatsächlich ausgeraubt wurdest. Falls du eine Versicherung für deine Wertgegenstände hast, ist ein solcher Nachweis sogar Pflicht, damit du deine Sachen ersetzt bekommst.
Wir haben unsere Wertsachen übrigens fast nie in unserer Hosentasche transportiert, falls wir überhaupt welche dabei hatten. Unsere Handys, Bargeld, Kreditkarten und sonstigen wichtigen Dinge haben wir immer in einer super praktischen und nahezu unsichtbaren Reisebauchtasche unter unserem T-Shirt aufbewahrt. Damit wir im Falle eines Überfalls aber nicht mit leeren Händen dastehen, hatten wir zusätzlich immer etwa 10-15 Euro und ein altes aber funktionierendes Zweit-Handy in der Hosentasche, das wir gerne hergegeben hätten, wenn es hätte sein müssen.
Tipps für mehr Sicherheit in Kolumbien
Unsere besten Tipps, mit denen auch du sicher in Kolumbien Urlaub machen kannst, hier nochmal auf einen Blick:
- Erkundige dich vorab, in welche Regionen Kolumbiens du laut Auswärtigem Amt nicht reisen solltest.
- Suche dir nur Unterkünfte in sicheren Stadtteilen und sprich mit deinem Gastgeber über mögliche Sicherheitsbedenken.
- Verlasse deine Unterkunft nur im Dunkeln, wenn es unbedingt sein muss. Nimm dann am besten ein Uber und sprich auf offener Straße kein lautes Deutsch.
- Achte auf Motorräder, die langsam am Bürgersteig entlangfahren und auf denen zwei Männer sitzen.
- Hör auf dein Bauchgefühl und wechsle die Straßenseite, wenn dir etwas komisch vorkommt.
- Bewahre deine Wertsachen in einer Bauchtasche unter deinem T-Shirt auf.
- Wehre dich im Falle eines Überfalls unter keinen Umständen und händige alle Wertgegenstände aus.
- Und am wichtigsten: Mach dich nichts selbst verrückt, indem du die ganze Zeit darüber nachdenkst, dass etwas passieren könnte. Die meisten Menschen in Kolumbien sind absolut herzlich und empfangen dich mit offenen Armen. Ausnahmen gibt es natürlich immer und in Kolumbien sind es vielleicht ein paar mehr, als in Europa.
Unserer Meinung nach ist Kolumbien für Reisende und Urlauber hervorragend geeignet und wir haben uns bis auf eine Ausnahme, die wir selber verschuldet haben, nie unsicher gefühlt. Wir haben uns in das Land und seine netten Einwohner verliebt und würden jederzeit wieder dorthin reisen.
Hast du schon einmal gefährliche Erfahrungen in Kolumbien oder einem anderen Land gemacht? Wie gehst du mit brenzligen Situationen im Ausland um? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!
DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN
Fehler: Kein Feed gefunden.
Bitte geh zur Instagram-Feed-Einstellungsseite, um einen Feed zu erstellen.
Habt ihr gut geschrieben !
Ich bin viele Wochen in den Cordilleren, westlichen.
Alles gut, liebe Leute
Hallo,
vielen Dank und viel Spaß!
Liebe Grüße
Flo